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An einem sonnigen, wolkenfreien Tag gingen die Kühe vom Bauern Hans Käse wie üblich auf die nicht weit von dessen Anwesen entfernte, saftig grüne Wiese zum Grasen.
„Oh nein. Nicht schon wieder diese Trampeltreter!“, beschwerte sich ein Grashalm, der aufgrund des massiven Gewichts der Vierbeiner schon schwere Verletzungen ertragen musste und heilfroh war, noch unter den lebenden Gräsern zu verweilen, da viele seiner Bekannten und Freunde den Kolossen in der Vergangenheit schon als Mittag- oder Abendessen dienten.

 

„Dafür, dass du nur ein kleines, unbedeutendes Grashälmchen bist, nimmst du dich viel zu wichtig und es wäre für uns alle um einiges angenehmer, wenn du dich endlich deinem gräsernen Schicksal fügen würdest, anstatt hier immer rumzujammern“, bemerkte der Nachbar des Halmes, ein stattlicher Olivenbaum, der extrem genervt von dessen nahezu alltäglichen Unmutsäußerungen war.
„Nein. Das werde ich nie und nimmer tun!“, rief das Gräslein dem echten Ölbaum, der wenige Wochen zuvor seinen tausendsten Geburtstag feierte, aufgebracht zurück.
„Lass dir, mein lieber Grashalm, von einem alten Olivenbaum wie mir einen guten Tipp geben und akzeptiere deine zierliche Beschaffenheit sowie die Tatsache, dass wir nicht alle gleich sind. Auch wenn du gerne so imposant und stark sein würdest wie ich, ist das Maximale, das du in deinem bescheidenen Dasein erreichen kannst, als Tierfutter zu enden.“
Verletzt über die harschen Worte des überall beliebten Baumes, dem in antiken Zeiten sogar die Heiligkeit zugesprochen wurde, blickte das zarte Hälmlein Richtung Himmel. „Oh lieber Grashalmgott, lass mich bitte so stark wie ein Olivenbaum werden, damit ich meinem anmaßenden Nachbarn zeigen kann, dass seine Aussage falsch ist und außerdem ein Zeichen für alle Gräser dieser Welt gesetzt wird!“
Als der Baum dessen Worte hörte, bekam er einen dermaßen starken Lachanfall, dass all seine reifen Oliven auf die Weide purzelten und ihm vor lauter Schütteln fast ein Zweig wegbrach. Doch der Grashalm gab nichts mehr auf sein spöttisches Benehmen, sondern bat den Grashalmgott nunmehr täglich, ihn so stark wie einen Olivenbaum werden zu lassen sowie in der Zwischenzeit nicht von den Kühen verspeist oder zertreten zu werden.

 

So verging einige Zeit, bis sich der Bauer Hans Käse dazu entschied eine Asphaltstraße legen zu lassen, die neben dem Olivenbaum entlang verlaufen sollte, sowie die Straßenränder mit Zäunen zu versehen, um das Überqueren der Kühe zu verhindern. Die Arbeiten begannen und das Hälmchen, dessen Standort der Straße zum Opfer fiel, sah letztlich die schweren Maschinen auf sich zurollen, so dass ihm nur noch übrig blieb sein Schicksal zu akzeptieren und sich von der dicken, schweren Asphaltschicht zumauern zu lassen.

 

„Ohhh, endlich kehrt hier Ruhe ein!“, äußerte der Olivenbaum erleichtert, doch dauerte es keinen Monat, bis sich die Straßendecke hob und das grüne Gräslein mit einem Asphaltstück auf der Grasspitze und platzend vor Stolz zu seinem Nachbarn rüber schrie: „Hast du das gesehen, wie ich die Straße aufgesprengt habe?“
„Jjja“, stotterte der Baum schwer beeindruckt, entschuldigte sich bei dem Grashalm dafür, diesen so maßlos unterschätzt zu haben und nahm sich vor, in Zukunft vorsichtiger über seine Mitwesen zu urteilen.

 

Das kämpferische Gräschen, das nun dank eines Zaunes von den Kühen getrennt war und sich am äußersten Straßenrand befand, an dem keine Fahrzeuge passierten, verbrachte viele weitere unbeschwerte Jahre als Nachbar des Olivenbaums, der sich letztendlich freute in dem hohen Alter noch eines Besseren belehrt worden zu sein und den eigenen Erfahrungsschatz weiter aufstocken konnte.

 

Andere Grashalme hingegen, die das beeindruckende Schauspiel ihres Artgenossen beobachtet hatten, erzählten die Geschichte weiter, so dass sie sich schnell auf der ganzen Erde herumsprach und im Laufe der Zeit viele Gräser ihr wahres Potenzial erkannten.